Ortsbeschreibung |
Man könnte keinen passenderen Vergleich finden als jenen, der San Gimignano, die Stadt der hundert Türme, als „Manhattan des Mittelalters“ bezeichnet. Eine Art befestigtes Dorf, das im 14. Jahrhundert „zu Eis“ wurde und dessen urbanistische und architektonische Struktur so wie durch ein Wunder über die Jahrhunderte hindurch erhalten blieb, ganz zur Freude der Besucher aus aller Welt. Welches Glück widerfuhr diesem Eckchen sienesischen Umlands, dass es im letzten Vierteljahrhundert sogar viel grössere und wichtigere Orte an Berühmtheit übertroffen hat! Und als wäre das nicht schon genug, ist es auch die Heimat des ältesten und gepriesensten Weins der Toskana, genauer gesagt, des einzigen Toskanischen Weissweins, der in jedem Winkel des Globus bekannt ist: der Vernaccia. Und doch tut man dem kleinen Ort und dem gesamten Gebiet des Elsa-Tals Unrecht, legt man den Akzent nur auf die Türme (in Wirklichkeit sind es nur noch 18 an der Zahl) und den Wein San Gimignanos. Die Val d’Elsa ist ein antikes Land, Wiege des antiken Verkehrsnetzes, des Wissens und der Kunst seit dem Hochmittelalter, reich an bemerkenswerten Bauwerken, wunderschönen Städtchen und atemberaubenden Aussichten. Denken wir nur an Colle Val d’Elsa, die Stadt des Kristalls, oder an Casole, an die kleine Perle Monteriggioni mit ihrer noch immer intakten mittelalterlichen Stadtmauer, die sogar Dante besang, an Poggibonsi und seine Festung Poggio Imperiale, an die unzähligen romanischen Landkirchen (wie die von Cellole oder die Abtei von Badia Isola), Oratorien, Klöstern, Burgen und befestigten Dörfer. Dieses Gebiet ist nicht nur Denkmal eines Reichtums, der Dank der Betriebsamkeit seiner Bewohner die Jahrhunderte überdauert hat, sondern auch eines dichten Handelsnetzes, das sich aufgrund der Via Francigena (Frankenstrasse), die mitten durch das Elsa-Tal führte, entwickeln konnte. Diese Strasse verband zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert das Rom der Päpste mit Nordeuropa und umfasste ein gut ausgebautes Streckennetz, auf dem sich die Wege von Kriegern und Pilgern, von Heiligen und Kaisern kreuzten. Von dieser aussergewöhnlichen Strasse sind uns an mehreren Stellen noch Spuren erhalten geblieben, die erklären, warum gerade hier im Laufe der Jahrhunderte Dörfer, Burgen, Brücken und Einsiedeleien erbaut wurden.
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